Taugt Bannewitz zur 15-Minuten-Stadt?

Blick auf den Ortsteil Rippien in Bannewitz

Seit einiger Zeit fasziniert mich das Konzept der „15-Minuten-Stadt“. Es besagt, dass man für die Erledigungen des täglichen Lebens kein Auto braucht, wenn alles in 15 Minuten zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist. Dazu gehören etwa Einkauf, Kinderbetreuung, medizinische Versorgung und Freizeitmöglichkeiten. Je mehr dieser Kategorien eine Gemeinde erfüllt, desto weniger Autos werden benötigt, die Umweltbelastung sinkt und die Lebensqualität steigt.

Gerade in Großstädten ist dieses Modell in aller Munde. Doch ist die 15-Minuten-Stadt auch ein Konzept für Gemeinden auf dem Land oder im suburbanen Raum? Genau hier wird es spannend, denn Bannewitz vereint vieles, was für den ländlich geprägten Speckgürtel rund um Dresden typisch ist. Beginnend bei einem Mix aus dörflichen Strukturen, kleinen Ortsteilen und wachsendem Siedlungsraum.

In diesem Beitrag möchte ich Bannewitz beispielhaft unter die Lupe nehmen und prüfen, wie nah die Gemeinde an der 15-Minuten-Idee wirklich dran ist und wo Lücken in der Versorgung liegen. So lässt sich zeigen, ob das Konzept auch abseits urbaner Zentren funktionieren kann und wie der Alltag in einer kleinstädtischen, dörflich organisierten Gemeinde wie Bannewitz wirklich aussieht.

Ist Bannewitz eine 15-Minuten-Stadt?

Um das Konzept verständlich zu vermitteln, habe ich einen vereinfachten Mittelwert berechnet und diesen in Kreise übertragen. Für jede Bedürfnis-Kategorie habe ich die entsprechenden Standorte im Kreis zentriert und das versorgte Gebiet farblich dargestellt. In Kombination mit den besiedelten und bebauten Flächen von Bannwitz (rosa dargestellt) werden die Versorgungslücken unter dem Fokus der KFZ-armen Mobilität gut deutlich.

Ein Blick auf die Karten zeigt, dass Bannewitz in Sachen Nahversorgung zweigeteilt ist. In den beiden Ortszentren (Bannewitz und Possendorf) ist fast alles um die Ecke, während man in den Randlagen schnell mal eine halbe Stunde zu Fuß unterwegs ist. Besonders sichtbar ist das etwa bei Ärzten und Apotheken: die roten Kreise sind klar auf die Kernorte konzentriert, in den abgelegenen Siedlungen herrscht Leere.

Anders sieht es beim öffentlichen Nahverkehr aus. Die grünen Kreise decken erstaunlich weite Teile der Gemeinde ab. Wer auf den öffentlichen Nahverkehr setzt, hat meist kurze Wege zur nächsten Haltestelle. Allerdings sollte man darauf achten, den Bus nicht zu verpassen, da dieser nicht überall regelmäßig kommt.

Stark präsentiert sich Bannewitz zudem bei Spielplätzen, Parks und Freizeitangeboten. Die türkis und braunen Flächen auf den Karten zeigen zahlreiche Möglichkeiten für kurze, spontane Auszeiten im Grünen. Knackpunkt bleiben allerdings Angebote wie Poststellen und Geldautomaten. Die Versorgung ist hier in vieler Hinsicht auf das Zentrum beschränkt – wer weiter draußen wohnt, braucht Geduld oder den eigenen fahrbaren Untersatz.

Viel Potenzial, aber noch keine echte 15-Minuten-Stadt

Auch wenn Bannewitz in Sachen ÖPNV, Freizeit und Nahversorgung im Zentrum wirklich punkten kann, bleibt die Realität an vielen Stellen Stückwerk. Die Ortsränder sind oft abgehängt und für viele Dinge muss man doch weiter laufen, als das Konzept eigentlich vorsieht. Bannewitz ist in Sachen „15-Minuten-Stadt“ also definitiv auf einem guten Weg. Doch es gibt noch einiges zu tun, bevor alle Ortsteile vom kurzen Weg zu allem profitieren können.

Da ein Ausbau fehlender Angebote in Randlagen oft nicht wirtschaftlich darstellbar ist, könnte hier ein systematischer Ausbau von Radwegen helfen. So ließe sich das Einzugsgebiet der bestehenden Angebote sinnvoll erweitern. Grundlage hierfür könnten die zahlreichen Feldwege sein, die bereits jetzt die Gemeinde wie ein Netz durchziehen. Meine Überlegungen dazu gibt es hier zum nachlesen.

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