In der idyllischen Gemeinde Bannewitz, südlich von Dresden gelegen, schlummert ein bisher unbeachteter Schatz: ein Netzwerk aus Wirtschaftswegen, das das Potenzial hat, die Mobilität in der Region zu revolutionieren und ein richtiges Radwegenetz zu schaffen.
Mit knapp 12.000 Einwohnern mag Bannewitz auf den ersten Blick mit dem benachbarten Heidenau vergleichbar erscheinen, doch ein genauerer Blick offenbart einen entscheidenden Unterschied in der Siedlungsstruktur. Dieser macht vernünftige Wege für Radfahrer zu einem schwierigen Unterfangen.
Einzigartige Siedlungsstruktur als Herausforderung
Während Heidenau über die Jahrzehnte zu einer zusammenhängenden Ortsfläche verschmolzen ist, hat Bannewitz bewusst auf ein Zusammenwachsen seiner Dörfer und Ortsteile verzichtet. Diese Strategie bewahrt zwar den charmanten Charakter der einzelnen Siedlungen, stellt jedoch die Gemeinde vor erhebliche Herausforderungen in Bezug auf die Verkehrsinfrastruktur.
Die Schaffung eines flächendeckenden ÖPNV-Netzes und der Bau von straßenbegleitenden Radwegenetz gestalten in Bannewitz sich aufgrund der räumlichen Distanzen als kompliziert. Hinzu kommen gleich die Bundes- und Staatsstraßen, die aufgrund der hohen Verkehrsdichte zusätzliche Barrierewirkung haben.
Hier kommt der „Schatz von Bannewitz“ ins Spiel. Bei meiner Recherche für diesen Beitrag stieß ich auf ein ausgedehntes Netz von Wirtschaftswegen, das die Ortsteile miteinander verbindet. Diese Feld-, Wald-, Wiesenwege sind teils aus der Landwirtschaftlichen Notwendigkeit entstanden und oft auch fußläufige Verbindungen, die seit vielen hundert Jahren existieren.
Heutzutage werden diese Wege durch die grüne Landschaft jedoch oft ignoriert und meist nur für Wanderungen genutzt. Dabei bieten diese Wege die einzigartige Chance, ein alternatives Radwegenetz zu etablieren, das vom motorisierten Verkehr getrennt ist. Um die Ausgangssituation und das Potenzial besser zu verstehen, habe ich die nachfolgenden Grafiken erstellt.
Wirtschaftswege: Der Schlüssel zur Lösung
Die Kombination aus bestehenden Fahrradwegen und Wirtschaftswegen ergibt ein beeindruckendes Netzwerk, das die Ortsteile von Bannewitz effektiv miteinander verbindet. Erst wenn man ein attraktives Angebot schafft, wird es auch von den Einwohnern und Pendlern genutzt und hilft die selbstgesteckten Klimaziele zu erreichen. Um dieses Potenzial jedoch voll auszuschöpfen, müssen einige Aufgaben bewältigt werden:
- Klärung der Wegerechte: Viele Wirtschaftswege verlaufen durch Privatgrundstücke, was die Zuständigkeiten bei der Planung und dem Ausbau oft unklar macht.
- Verbesserung der Wegequalität: Eine einheitliche, wetterfeste Oberfläche ist notwendig, um ganzjähriges Radfahren zu ermöglichen. Viele Bestandswege sind oft zu schmal und übersäht mit Schlaglöchern.
- Regelmäßige Pflege: Ein Mindestmaß an Instandhaltung muss gewährleistet sein, um die Wege frei von überwuchernder Vegetation zu halten. Alternativ wäre hier eine Mindestbreite wünschenswert, um ein vollständiges Überwachsen bei ausbleibender Pflege zu minimieren.
Vorteile eines Radwegenetzes auf Wirtschaftswegen
Die Nutzung von bestehenden Wirtschaftswegen als Alternative für ein Radwegenetz in Bannewitz bietet zahlreiche Vorteile. Etwa erhöhte sich die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer durch Trennung vom motorisierten Verkehr. Ebenfalls wird so ein ruhigeres und entspannteres Radfahren in natürlicher Umgebung möglich, was dank reduzierter Schadstoffbelastung besonders Attraktiv ist.
Nicht vergessen auch das Thema Kosten. Die Nutzung der bestehenden Wirtschaftswege ist erheblich günstiger und schneller zu realisieren als ein Neubau auf vergleichbarer Länge. Wichtig ist jedoch, die Vorgaben des Umweltschutzes zu berücksichtigen, da eine Anpassung vermutlich nicht auf jedem Weg ohne weiteres möglich sein wird. Um das Potenzial der Wirtschaftswege voll auszuschöpfen, sollte die Gemeinde folgende Schritte in Betracht ziehen:
- Identifizierung von Hauptrouten entlang der Wirtschaftswege und bestehender Radwege zwischen den Ortsteilen
- Befestigung und Optimierung dieser Wege für den Radverkehr
- Ergänzung durch strategische Maßnahmen im verbindenden Nebenstraßennetz (z.B. Fahrradstraßen, Tempo-20-Zonen) zur Erhöhung der Sicherheit
- Installation einer klaren Beschilderung mit Verweis auf regionale und überregionale Ziele entlang dieses Weges
Mit diesem ungewöhnlichen Ansatz könnte Bannewitz sein verborgenes Potential beim Thema Radverkehr nutzen. Dies würde nicht nur die Mobilität innerhalb der Gemeinde nachhaltig verbessern, sondern auch ein Vorbild für andere ländliche Regionen werden, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen. Wer sich tiefer in die Materie einarbeiten will, findet hier den aktuellen Flächennutzungsplan.
Grafiken © kurz-gereist.de