Bahn-Zukunft im VVO: Was sich ändert und was (noch) nicht kommt

Auch in diesem Jahr hat der VVO wieder viele Weichen beim Thema Bahn-Zukunft gestellt, aber nicht jede Vision wird Realität. Was bedeutet das für Pendler, Ausflügler und Bahnfans im Großraum Dresden? Hier die wichtigsten Hintergründe, Updates und Ausblicke.

S7+ nach Freital/Tharandt: Wunschtraum bleibt Wunschtraum

Die Idee einer durchgehenden S-Bahn vom Dresdner Norden (Königsbrück) über die Innenstadt bis nach Freital oder Tharandt klingt nach Komfort und Zeitgewinn (mehr dazu in diesem Beitrag). Doch die Realität ist ernüchternd: Im Abschnitt Dresden Mitte–Altstadt treffen so viele Züge aufeinander, dass Eigenkreuzungen und Trassenkonflikte unvermeidbar sind.

Zusätzliche Weichen oder alternative Linienführungen lösen das Problem nicht. Bedingt durch den neuen Fernverkehrstunnel nahe Heidenau entstehen absehbar sogar noch mehr neue Konflikte mit Fern- und Güterzügen, welche dem Gedanken entgegenstehen. Eine niveaufreie Kreuzung (Tunnel/Brücke) wäre technisch möglich, aber städtebaulich und finanziell aktuell nicht machbar. Schon die Vorplanung ist im ZVOE-Haushalt nicht darstellbar. Fazit: Die S7-Durchbindung bleibt auf absehbare Zeit nicht realisierbar, auch wenn sie verkehrlich sinnvoll wäre.

S7 nach Königsbrück: Mehr Takt, mehr Tempo – aber Finanzierung offen

Konkret wird die Bahn-Zukunft beim VVO dagegen auf der S7 (zuletzt in diesem Beitrag) nach Königsbrück. Bis 2031 soll die Strecke für 80 km/h Höchstgeschwindigkeit ertüchtigt werden. Zudem gibt es eine 20-jährige Bestellgarantie für einen durchgängigen Stundentakt – werktags sogar alle 30 Minuten bis Ottendorf-Okrilla Nord (nur zu den Hauptverkehrszeiten). Die Verlängerung nach Dresden Hbf ist ebenfalls noch vorgesehen, gefahren wird mit batterieelektrischen Zügen (BEMU).

Die nötige Infrastruktur – wie Lademöglichkeiten an den Endpunkten Ottendorf-Okrilla Nord und Königsbrück – ist in Planung, die Finanzierung aber noch nicht komplett gesichert. Der Einsatz von Hybrid-Zügen ist gesetzt, da der VVO sich schon lange auf die Kombination aus Betrieb an Oberleitung und zusätzlich mit Akku-Batterien festgelegt hat. Sollte der Freistaat nicht zahlen, muss der ZVOE selbst einspringen, was den Haushalt stark belasten würde. Die Kosten für Planung sowie Umsetzung der Ladeinfrastruktur und Streckenausbauten liegen bei rund 3,9 Mio. Euro bis 2028.

Teil-Elektrifizierung der Müglitztalbahn und vollständige Elektrifizierung der S8

Für die Müglitztalbahn (RB 72/RE 19 Heidenau–Altenberg) bleibt eine komplette Elektrifizierung unrealistisch. Stattdessen setzt der VVO auf batterieelektrische Züge, die ab 2031 zum Einsatz kommen sollen. Damit diese zuverlässig fahren können, werden gezielt einzelne Streckenabschnitte und Bahnhöfe elektrifiziert. Neben einer Lademöglichkeit in Altenberg erfolgt eine Elektrifizierung mit Oberleitung bis zum Bahnhof Mühlbach. Zusätzlich wird die Achslast im Müglitztal erhöht, um den Einsatz moderner Züge zu ermöglichen.

Die S8 (Dresden–Kamenz) wird auf dem Abschnitt Arnsdorf-Kamenz bis 2031 vollständig mit Oberleitung elektrifiziert. Bis 2033 ist zudem die Elektrifizierung des nachfolgenden Abschnitts Kamenz-Hosena einschließlich des Wiederaufbaus der Verbindungskurve nach Hoyerswerda vorgesehen. Mit Abschluss der Elektrifizierung besteht weiterhin die Planung zur Verlängerung der S8 nach Senftenberg und Hoyerswerda. Für die S8 kommen klassische elektrische Triebzüge (ohne Akku) zum Einsatz, die an das bestehende Oberleitungsnetz angebunden werden.

Ablöse der Dieselzüge im VVO dank neuer Lademöglichkeiten

Auch die weiteren Dieselzugverbindungen sollen durch den Einsatz hybrider Lösungen (BEMU) ersetzt werden. Dazu erfolgt an den Bahnhöfen Neustadt (Sachs) sowie Sebnitz der Bau sogenannter „Elektranten“ zum Laden und Abstellen der Fahrzeuge. In Pirna soll außerdem die Oberleitung über die Elbe bis Copitz verlängert werden. Damit wird die Ablöse aller Diesel-Regionalzüge ab 2031 auch ohne durchgehende Oberleitung unter Einsatz der BEMU möglich.

Die Finanzierung erfolgt nach aktuellem Stand über Strukturwandelmittel und Eigenmittel des ZVOE. Das Gesamtvolumen für Planung und Umsetzung der Teil-Elektifizierungen liegt bei rund 1,6 Mio. Euro bis 2028. Die Vorplanungen sind nahezu abgeschlossen und erste Baustarts sind bereits in diesem Jahr vorgesehen. Die Beschaffung der Züge (BEMU) übernimmt das jeweils beauftrage Eisenbahnunternehmen.

Schmalspurbahnen: Kürzung bei den Abendzügen

Auf den Schmalspurbahnen im VVO – Lößnitzgrundbahn und Weißeritztalbahn – sieht es hingegen weniger gut aus. Aufgrund weiter steigender Kosten und sinkender Mittel werden die letzten Zugpaare des Tages künftig nur noch in der Sommersaison sowie an Wochenenden und Feiertagen angeboten. Die betroffenen Züge sind aus verkehrlicher Sicht die am wenigsten nachgefragten Verbindungen.

Wer abends mit der Dampflok unterwegs sein möchte, sollte künftig unbedingt vorher den Fahrplan prüfen. Beispiel: Auf der Lößnitzgrundbahn entfallen etwa die Züge 3008 (Radebeul-Ost ab 17:56) und 3009 (Moritzburg ab 18:33), auf der Weißeritztalbahn die Züge 5004 und 5005 zwischen Freital-Hainsberg und Dippoldiswalde.

Alle Dokumente und weiterführende Details zur Bahn-Zukunft des VVO gibt es hier.