ÖPNV-Neuordnung in Dresden: Der Alltag ohne Carolabrücke

Die Carolabrücke in Dresden kurz nach dem Einsturz

Der Einsturz der Carolabrücke in Dresden am 11. September 2024 hatte massive Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr der Stadt. Drei Monate nach dem Unglück kämpft das ÖPNV-Netz weiterhin mit erheblichen Herausforderungen. Doch was ist seither genau passiert und wie geht es weiter mit dem Nahverkehr im Stadtzentrum?

Was passierte nach dem Einsturz der Carolabrücke?

Als unmittelbare Reaktion wurden Umleitungen eingerichtet: Die Linie 3 fuhr zunächst über Postplatz, Augustusbrücke und Anton-/Leipziger Straße, während die Linie 7 über Postplatz, Ostra-Allee, Marienbrücke und Bahnhof Neustadt geleitet wurde. Nach der Freigabe des Bereiches am Carolaplatz wurden die Linien 3 und 7 erneut angepasst und fahren seither über den Fahrtweg Prager Straße, Postplatz und Augustusbrücke zum Carolaplatz.

Durch die Bündelung eines Großteils aller Linien auf der Augustbrücke wurde im Oktober kurzerhand eine Anpassung der Linie 8 vorgenommen. Zur Entlastung verkehrt diese seither auf unbestimmte Zeit über den Fahrtweg Albertbrücke, Straßburger Platz und Lennéplatz und meidet das direkte Stadtzentrum.

Die Auswirkungen auf die Fahrtzeiten waren in den ersten Tagen nach dem Einsturz der Carolabrücke spürbar. Die Pünktlichkeit des Straßenbahnverkehrs in der Innenstadt sank auf rund 60%, wobei rund 35% aller Fahrten betroffen waren. An einzelnen Endpunkten summieren sich Verspätungen auf bis zu 4 Minuten. Nach den Anpassungen im Laufe der letzten Monate konnte die Situation leicht verbessert werden. Doch weiterhin gibt es spürbare Verspätung aufgrund der starken Bündelung der zahlreichen Linien im direkten Stadtzentrum. Besonders betroffen sind momentan jene Verbindungen, welche die Marienbrücke nutzen.

Wie geht es mit dem ÖPNV im Zentrum weiter?

Der Abbruch der eingestürzten Brückenteile ist nach wie vor im Gange. Die Stadt Dresden hat bereits mit den Planungen für den Wiederaufbau der Carolabrücke begonnen. Ein unabhängiges Büro untersucht die Einsturzursachen, wobei sich die Anfangsvermutung der Korrosion als wesentlicher Faktor bestätigt hat.

Für den Neubau gibt es verschiedene Szenarien. Im optimistischen Fall könnten die Planungen 2026 abgeschlossen sein, mit möglichem Baustart noch im selben Jahr. Das setzt jedoch voraus, dass die anderen beiden Brückenzüge der Carolabrücke noch in Takt sind (was momentan auszuschließen ist). Ein realistischeres Szenario sieht einen frühsten Baustart ab 2027 mit einer Bauzeit von etwa zweieinhalb bis drei Jahren vor. Hier würde (vorausgesetzt die Finanzfrage ist bis dahin geklärt) ein Ersatzneubau in ähnlicher Form in Frage kommen. Ebenfalls noch auf dem Tisch ist eine komplette Neufassung der Carolabrücke mit Änderungen bei der Breite, der Anzahl der Spuren und der Verkehrsführung im Detail.

Die Situation für den ÖPNV in Dresden bleibt herausfordernd. Trotz der Schwierigkeiten durch die fehlende Carolabrücke zeigt sich, dass das Dresdner ÖPNV-Netz flexibel auf die Herausforderung reagiert hat und weiterhin eine wichtige Rolle in der städtischen Mobilität spielt. Wann das alte, ursprüngliche Liniennetz wieder in Betrieb gehen kann, ist jedoch aktuell nicht absehbar. Es bleibt spannend zu beobachten, welche Alternativen bzw. auch dauerhafte Änderungen sich durch einen ausbleibenden, zeitnahen Neubau ergeben. Besonders die Anpassung der Linie 8 könnte im Zusammenhang mit der Verlängerung im Dresdner Norden durchaus bestand haben.

Bild © kurz-gereist.de