Seit zwei Jahren begleitet mich dieses kompakte Kraftpaket im Alltag, und es ist an der Zeit, meine Erfahrungen mit dem FIAT 500e zu teilen. Meine Erlebnisse und Gedanken zum Elektroauto gibt es aufgeteilt in Fakten, Positives, Negatives, einem Langstrecken-Experiment und meinen persönlichen Lektionen im Hinblick auf die Zukunft.
Fakten:
- Modell: FIAT 500e in der Ausstattungsvariante (RED)
- Nutzungsdauer: Fast zwei Jahre, mit einer Gesamtfahrleistung von etwa 15.000 Kilometern
- Akku: Ein 24 kW/h Akku, der sich in der Realität bei etwa 20 kW/h bewegt
- Maße: Kompakte 3,6 Meter Länge, 1,6 Meter Breite und 1,5 Meter Höhe
- Reichweite:
- Sommer: realistische 150 km (bei 100% Ladung)
- Winter: realistische 100 km (bei 100% Ladung)
- Alltagsreichweite: realistische 120 km (bei 18 Grad & 80% Ladung)
Positives:
Der FIAT 500e hat mich oft in den letzten Jahren begeistert und mit zahlreichen positiven Eigenschaften überzeugt. Die wichtigsten Punkte die mir im Gedächtnis bleiben sind folgende:
- Durchdachtes Design: Überraschend viel Laderaum, die Rückbank ist vollständig umklappbar und Ladungen bis zu 1,20 Meter Länge sind kein Problem.
- Ladezeiten: Schnelle Ladezeiten sowohl bei AC als auch DC. Die AC-Ladezeit bei 11 kW beträgt außerhalb des Winters etwa 40 Minuten von 20% auf 80%, während DC-Ladezeiten sich bei etwa 15 Minuten bewegt.
- Umfangreiche Grundausstattung: Von kabellosem Apple CarPlay über einen Spurhalteassistent, Notbremsassistent, Tempomat, Tempobegrenzer, Parksensoren hinten bis hin zu 2x USB-A, 1x USC-C, 1x 12V DC Anschluss im Innenraum und 1x 12V DC Anschluss im Kofferraum ist nahezu alles enthalten.
- App-Steuerung: Die Möglichkeit zum Vorklimatisieren, Vorheizen und sogar zum Öffnen/Schließen des Fahrzeugs über die App auf dem iPhone und der Apple Watch erleichtert den Alltag erheblich.
- Effizienz: Der kombinierte durchschnittliche Verbrauch (mit Fahrten innerorts, auf Landstraßen und auf Autobahnen) nach zwei Jahren liegt bei beeindruckenden 12,1 kW/h auf 100 km.
Negatives:
Trotz aller Vorzüge gibt es auch einige Punkte, die Raum für Verbesserung bieten und ebenfalls nicht verschwiegen werden sollten:
- Winterprobleme: Die fehlende Wärmepumpe bzw. Akku-Heizung führen zu spürbaren Reichweitenverlusten in kalten Monaten (siehe den Punkt Reichweite).
- Komfortmängel: Das Fehlen einer Sitzheizung in der (RED)-Edition und die nicht beheizten Scheibenwischern-Blätter beeinträchtigt den Komfort (gerade im Winter) wahrnehmbar. Zwar kann die App hier Abhilfe schaffen doch nicht immer ist es Zeitlich möglich das Vorheizen zu nutzen.
- Technische Schwächen: Die App reagiert oft träge, und es gibt nur wenige Updates oder Weiterentwicklungen (an der App sowie beim Betriebssystem des Fahrzeugs) seitens des Herstellers. Sinnvolle Ergänzungen, die Software-seitig machbar wären, bleiben bei diesem Auto leider aus.
- Künstliche DC-Ladebegrenzung: Was leider nirgends dokumentiert steht und erst durch eigene Erfahrungen ans Licht kam, ist die Drosselung der Schnelladeleistung. Nach etwa acht DC-Ladevorgängen am Stück sinkt die Spitzenleistung von 50 kW auf etwa 30 kW und die Realleistung liegt dann nur knapp über 20 kW. Erst eine länger Standzeit von etwa 12 Stunden und eine vollständige AC-Aufladung bis 100% (vermutlich zur Akku-Prüfung und Neukalibrierung) heben die Drosselung wieder auf. Verständlich im Hinblick auf die Akku-Garantie durch den Hersteller aber unschön für den Nutzer.
Ein Langstreckenabenteuer im FIAT 500e
Eine der intensivsten Langstreckenreisen mit meinem FIAT 500e führte mich von Dresden nach Kiel, über eine Distanz von rund 700 Kilometern. Diese Reise brachte nicht nur aufregende Erfahrungen, sondern auch einige Herausforderungen im Umgang mit dem Elektrofahrzeug mit sich.
Auf der Strecke stellte sich der FIAT 500e einer intensiven Ausdauerprüfung. Mit insgesamt 8 Ladestopps und einer Fahrt- und Ladezeit von 13 Stunden wurde die Herausforderung des Elektroreisens mit 20 kW/h-Akku deutlich. Die Schnelladeleistung des FIAT 500e nahm nach mehreren aufeinanderfolgenden DC-Ladungen spürbar ab. Etwa die hälfte der Ladestopps konnten nur mit einer DC-Ladeleistung zwischen 25-30 kW absolviert werden. Überraschenden war kurz vor dem Ziel der Ausstieg des Schnelladesystems. Beim letzten Ladestopp gegen 23 Uhr saßen wir so ungeplant für knapp 60 Minuten am langsamen AC-Lader fest.
Trotz der Herausforderungen punktete der FIAT 500e mit guter Straßenlage, minimalem Autobahnlärm und Fahrspaß in den Kurven. Dennoch ergab sich durch diese Erfahrung die Empfehlung, Reisen auf 250-350 km pro Tag zu beschränken, um die Ladestopps zu optimieren.
Besonders bei längen Fahrten im Herbst wurden spürbare Probleme bei Temperaturen unter 12 Grad deutlich. Dies führte zu einer verringerten Reichweite und längeren Ladezeiten, was eine sorgfältigere Reiseplanung erfordert. Was aber nicht heißt, dass der FIAT 500e nicht langstreckentauglich ist. Doch ein Akku mit doppelter Kapazität wäre schon ein enormer Zugewinn.
Was ich für mein nächstes Elektroauto gelernt habe:
Der FIAT 500e erweist sich für mich als nahezu perfektes Fahrzeug für den urbanen und ländlichen Einsatz. Mit seiner Effizienz, dem großzügigen Stauraum, der exzellenten Straßenlage und der umfangreichen Ausstattung ist er für zwei Personen ideal. Auf der Autobahn sind Strecken bis zu 300 km möglich. Darüber hinaus ergeben sich Einschränkungen durch den kleinen Akku und die künstliche DC-Ladelimitierung.
Die Elektromobilität im Alltag ist möglich und relativ einfach nutzbar (auch für Bewohner einer Mietwohnung wie mich). Kleinwagen haben definitiv eine vielversprechende Zukunft – der FIAT 500e macht es vor. Doch für das nächste Elektroauto sind eine Sitzheizung, eine Wärmepumpe zur Akku-Erwärmung und ein Akku von mindestens 40 kW/h Kapazität unumgänglich.
Die Vorgeschichte mit den Schwierigkeiten, ein kompaktes und bezahlbares Elektroauto zu finden, lest Ihr hier.
Bilder © kurz-gereist