Pirna hat bereits einen bunten Mix an verschiedenartiger Infrastruktur für Radfahrer. Doch was bis heute fehlt, ist ein zusammenhängendes Radwegenetz mit eigenen Strecken abseits von PKW und LKW. Der erste Schritt zur Besserung hat in diesen Tagen bereits begonnen.
Um zu verstehen, wie Pirna für einen Radfahrer aussieht (für Heidenau habe ich etwas Ähnliches zuvor bereits gemacht), habe ich eine minimalistische Karte erstellt, die bis auf wichtige Flüsse und Zuggleise alles ausblendet. Als Radfahrer möchte man möglichst auf eigener Infrastruktur (sprich baulich separat angelegten Radschutzstreifen, Radwegen oder auch Fahrradstraßen) unterwegs sein. Nur so entsteht ein wirkliches Sicherheitsgefühl für alle Altersklassen und macht die individuelle Mobilität auf zwei Rädern erst möglich.
Die nachfolgende Karte zeigt zuallererst den aktuellen Ausbauzustand im Juli 2024. Grüne Linien stellen (aus meiner Sicht) angemessene Radinfrastruktur dar, die in beiden Richtungen nutzbar ist. Orang sind einseitig angelegte Radwege und weitere Maßnahmen auf Straßen, die teilweise ein Angebot für Radfahrer darstellen, aber nicht vollständig in beiden Richtungen oder für alle Altersklassen sinnvoll befahrbar.
Die wichtige Neubaustrecke entlang der Gottleuba
Auslöser für diesen Beitrag war eine Pressemitteilung der Stadt Pirna, dass im Juli 2024 der Neubau eines 1,7 Kilometern langen, baulich vom PKW-Verkehr getrennten Radweges startet. Grundlage hierfür ist ein langer Prozess, die ehemalige Zugstrecke entlang des Flusses Gottleuba in einen Radweg umzuwandeln. Der aktuell im Bau befindliche Abschnitt verläuft entlang der Bahntrasse von der B172 (Dresdner Straße) bis zum Walkmühlenweg und wird die K8772 (Dippoldiswalder Straße) sowie die S173 (Zehistaer Straße) kreuzen.
Was beim ersten Blick bereits ersichtlich wird, ist die Notwendigkeit in diesem Bereich. Viele grüne Linien auf meiner Karte (Bestandsradwege) zeigen bisher ins Leere. Durch die 1,7 Kilometer an neuem Radweg werden diese erstmals angebunden und man kann als Radfahrer direkt (und ohne PKW-Verkehr) von Heidenau das Geibeltbad erreichen. Geplante Fertigstellung ist November 2024.
Einzig die unter Denkmalschutz stehende Bahnbrücke ist nicht Teil dieser Baumaßnahme. Diese wird zu einem späteren Zeitpunkt bis 2030 restauriert und schließt die letzte Lücke im Radwegenetz Richtung Pirna-Rottwerndorf. Bis dahin muss ein kleiner Umweg über eine wenig befahrene Nebenstraße genommen werden.
Ab 2030 bis nach Sonnenstein und Zehista
Zwei weitere Herzstücke des künftigen Radwegenetzes in Pirna sind die Verbindung in die Stadtteile „Sonnenstein“ und „Zehista“. Auch hier gibt es bereits einzelne lose Radweg-Stücke, aber keine durchgehende Direktverbindung zum Stadtzentrum und den zentralen ÖPNV-Knoten. Wird der Verkehrsentwicklungsplan bis 2030 so befolgt, wie es aktuell geschrieben steht, besteht auch hier Hoffnung auf Besserung.
Ein Teil kann als zweite Ausbaustufe des aktuellen Bauabschnitts entlang der ehemaligen Bahntrasse gesehen werden. Hier soll das zweite Gleis in Richtung Zehista ebenfalls als Radweg bis in den äußeren Randbezirk der Stadt ausgebaut werden. Umfangreicher im Ausbau (und aufgrund der deutschen Liebe zum PKW vermutlich sehr emotional umkämpft) wird die Anbindung an den Bereich „Sonnenstein“ werden. Bisher verläuft die Bundesstraße 172 mitten durch die Stadt entlang der einzigen direkten Verbindung (welche sich in Serpentinen eng nach oben schlängelt). Mit Abschluss der neuen Umgehungsstraße wird die B172 aus der Stadt verschwinden und (so der Plan) die Verkehrsader ihre Vierspurigkeit verlieren.
Im Zuge der Abstufung wird theoretisch neuer Platz frei, da innerstädtischer Verkehr in diesem Bereich nur eine PKW-Spur je Richtung benötigt. Es bestünde laut Verkehrsentwicklungsplan genug Platz, um eigenständige Radwege und zusätzliche Bäume sowie Grünflächen unterzubringen. Ebenfalls wird der Abschnitt der bisherigen Bundesstraße vom Ortseingang bis nach Pirna-Sonnenstein als Vorzugsvariante für den künftigen Radschnellweg Dresden-Heidenau-Pirna geführt. Auch hier könnte Pirna mit viel Glück und Wille bis 2030 eine sichere Lösung für alle Verkehrsteilnehmer mit einem zusammenhängenden Radwegenetz bekommen.
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