Heidenau aus Sicht eines Radfahrers

Wenn ich mit dem Rad durch die Gegend fahre, nutze ich gern auch Wege abseits der Hauptrouten, um ein Gefühl für die Region zu bekommen. Dabei wird besonders schnell klar, dass nicht nur Dresden ein Problem mit fehlender Radinfrastruktur haben. Auch kleineren Nachbargemeinden wie etwa Heidenau haben aus Sicht eines Radfahrers noch Luft nach oben.

Wer mit dem Fahrrad an der Elbe entlang in Richtung Sächsische Schweiz fährt, quert früher oder später das beschauliche Heidenau. Der Elbradweg auf dem Boden der Stadt ist sehr gut ausgebaut und es gibt gleich mehrere Rastplätze mit Verpflegungspunkten bzw. Spielplätzen. Doch abseits des beliebten Touristen-Pfades sieht es für Radfahrer schwieriger aus. Einen etwas anderen Blick auf die Problematik habe ich versucht mit dieser Grafik von Heidenau zu verdeutlichen:

Das Radnetz von Heidenau
Das aktuelle Radnetz von Heidenau im Jahr 2022 (rot dargestellt)

Schon beim ersten Blick auf die Karte fällt auf, dass der Elbradweg zwar durchgängig ausgebaut und gut saniert ist, doch eine direkte Anknüpfung daran gibt es nicht. Gerade Kinder, junge Menschen und ältere Personen trauen sich nicht, weitere Strecken in einem Ort auf der Straße zu fahren. Für diese Personengruppen, aber auch Alltagsradler ist es umso wichtiger, eine durchgehende Radinfrastruktur zu schaffen. Denn oft wird vergessen, dass separate Wege ein Gefühl der Sicherheit vermittelt und Unfälle vermeiden können.

Irgendwo zwischen LKW und Bahnbrücke

Die Anzahl der roten Linien auf der Karte ist recht überschaubar. An zwei Stellen im Zentrum gibt es zwar den Anschein von zusammenhängenden Radwegen, doch das sagt leider nichts über deren Zustand aus. Zwei Punkte sind mir persönlich in Erinnerung geblieben, so etwa eine Engstelle unter der Eisenbahnbrücke, wo der Gehweg auch für Radfahrer freigegeben ist. Rechter Hand ist ein Werbeplakat angebracht, welches sich aus heiterem Himmel löste (scheinbar schlecht montiert) und mich am Helm erwischte. Nur mit viel Glück ist nichts passiert, denn Platz zum Ausweichen gab es keinen.

Ebenso gefährlich ist der „Restradweg“ auf der Max-Walther-Brücke. Vor und nach der Brücke ist ein gut ausgebauter Radstreifen vorhanden, doch die Brücke an sich ist für jenen zu schmal. Anstatt den wenig ausgelastetsten Gehweg zu verbreitern und für Radfahrer freizugeben, wurden knapp 50 Zentimeter durchgehend auf der Straße markiert (entgegen jeder Norm). Das hat zur Folge, das PKW und LKW gleichermaßen eng vorbeifahren und ein reales Gefühl von Bedrängnis entsteht.

Abgesehen davon sind die teils holprigen und mit falsch platzierten Laternen versehenen Abschnitte von Heidenau noch halbwegs erträglich. Doch es ist schade, dass auch kleinere Gemeinden die Bedeutung eines durchgehenden Netzes verkennen. Es gibt Wochentage und Uhrzeiten, wo aus Sicht eines Radfahrers die Straßen in Heidenau mitbenutzt werden können. Doch sollte es im Jahr 2022 nicht möglich sein, ganztägig sicher mit dem Fahrrad (abseits der Elbe) zu fahren? Das ich nicht allein bin mit dieser Beobachtung zeigt dieser Beitrag von vor knapp zwei Jahren.

Grafik © kurz-gereist.de