Wer mit dem öffentlichen Nahverkehr unterwegs ist, kennt die Netzpläne an den Haltestellen. Sie zeigen kurz und kompakt an, welche Knotenpunkte erreichbar sind (und welche nicht). Für die Reise von A nach B reicht ein Blick und es wird sofort klar, wie viele Haltestellen zu fahren sind und ob ein Umstieg notwendig ist. Diesen Ansatz wollte ich gern aufgreifen und habe mir die Frage gestellt: Wie sieht ein Netzplan für Fahrradfahrer aus?
Während meiner Vorbereitung zu diesem Thema bin ich auf ein Projekt von „CyclingUK“ aus dem Jahr 2017 gestoßen. Dort gab es eine ähnliche Fragestellung mit einer gut aufbereiteten Anleitung zum Mitmachen. Auf Basis dessen habe ich den Versuch gestartet, einen Netzplan für Fahrradfahrer in meiner Region zu entwickeln. Grundlage bildete mein vorangegangener Beitrag zum Radwegenetz in Heidenau, weshalb ich einen Netzplan für Heidenau zum Ziel machte. Das Vorgehen ist eigentlich recht simpel und lässt sich in vier Schritte aufteilen:
- Nimm dir eine verfügbare Landkarte der Region, die du bearbeiten möchtest und markiere (egal ob mit Stift und Papier oder digital) alle wichtigen Knotenpunkte, Points of Interest, Wohngebiete, Gewerbegebiete und Touristische Ziele mit Punkten.
- Suche auf der Karte nach vorhandenen (Rad)wegen und Straßen, die diese schwarzen Punkte auf kürzestem Weg verbinden und zeichne diese Verbindungsstrecken mit einem Stift nach. Schon steht die Grundlage für den Radnetzplan.
- In den folgenden Schritten reicht ein Grafikprogramm, wo die vorbereitete Landkarte geöffnet wird. Im nächsten Schritt ist es nötig zu wissen, welche der Verbindungsstrecken haben Fahrradwege, welche sind gedrosselt im Tempo (20 km/h, 30 km/h, etc.), um „sichere Radrouten“ zu identifizieren. Diese werden unterschiedlich farbig hervorgehoben und eine Legende angelegt.
- Im Grafikprogramm werden jetzt die geschwungenen und uneinheitlichen Verbindungsstücke so weit vereinfacht, dass man die Pfade klarer nachvollziehen kann – ohne jedoch den Bezug zur Region zu verlieren. Als kleine Orientierungshilfe habe ich noch Gewässer und Bahngleise im Hintergrund ergänzt, sowie die Knotenpunkte beschriftet.
In aller Theorie hätte man jetzt eine zusammenhängende Abfolge aus Radwegen, Radschutzstreifen und Straßen mit niedriger Geschwindigkeit. Diese könnte man anschließend zu klassischen Linien bzw Routen-Vorschlägen aufarbeiten. Ähnlich wie im Netzplan von Bus und Bahn wollte ich Routen aufzuzeigen, die man sicher mit dem Rad nehmen kann. Doch leider machte mir die Infrastruktur in Heidenau einen Strich durch die Rechnung.
Abgesehen vom Elberadweg gibt es bedauerlicherweise keine zusammenhängende Radinfrastruktur, die auch nur im Ansatz eine Realisierung von „Radlinien“ ermöglichen würde. Um die Idee dennoch umsetzen zu können, habe ich mich für eine detailliertere Version des Radnetzplanes entschieden und mehr Nebenstraßen als nötig erfasst.
Nach besten Wissen und Gewissen habe ich versucht alle Tempolimits und Radwege zu recherchieren. Trotzdem möchte meine Hand nicht ins Feuer legen, dass alles auf der Karte zu 100 % stimmt. Ich bin nicht jeden Weg selbst abgegangen und habe nicht alle verfügbaren Daten auf die Aktualität prüfen können. Dennoch ist am Ende eine Karte in Anlehnung an einen Netzplan entstanden. Diese zeigt zwar keine Reiserouten für Alltagsradler auf, dafür aber umso besser die Defizite in Heidenau. Es ist erschreckend, wie anspruchsvoll und unsicher es doch ist, um sich zwischen wichtigen Knotenpunkten im Stadtgebiet zu bewegen.
Ich hoffe, meine kleine Karte hilft dem Thema mehr Beachtung zu schenken. Es gibt viele positive Beispiele aus dem benachbarten Umfeld, die zeigen, was mit wenig Aufwand möglich ist. In Dresden etwa hat man mehrere Nebenstraßen genommen und zu Fahrradstraßen umgewidmet. Diese wurden so gewählt, dass eine durchgehende sichere Verbindung vom Schulcampus in Tolkewitz durch diverse Wohngebiete bis ins Zentrum möglich wird. Ein Ansatz, der sich auch in Heidenau realisieren lassen würde.
Grafik © kurz-gereist