Seifhennersdorf: Vom Abstellgleis zum Drehkreuz

Die Zugverbindungen rund um Seifhennersdorf

Es klingt wie ein schlechter Witz, wenn man die Meldung liest: „Wieder regulärer Bahnverkehr nach Seifhennersdorf“. Doch tatsächlich ist seit dem 11. Juni 2023 das Unmögliche wieder Realität. Die Linie L7 des „trilex“ verkehrt wieder täglich von Liberec (CZ) über Zittau (DE), Varnsdorf (CZ) nach Seifhennersdorf (DE). Ganze acht Jahre lang war dies nicht möglich und die Einwohner mussten auf den Schienenersatzverkehr zurückgreifen. 

Eine wichtige Änderung für die Region, denn der Ort war in der Vergangenheit gleich im doppelten Sinne abgehängt. Der Zugverkehr zwischen Eibau und Seifhennersdorf auf deutscher Seite ist bereits seit 2006 stillgelegt (auch wenn die Gleise noch vollständig vorhanden sind). In die andere Richtung nach Zittau/Liberec über Tschechien war 2015 ebenfalls Schluss, da der Pächter der Strecke (die Deutsche Regionaleisenbahn – kurz DRE) nicht die betrieblichen Anforderungen „im Zusammenhang mit dem grenzüberschreitenden Streckenbetrieb“ erfüllen konnte.

Seifhennersdorf als Drehkreuz für die Grenzregion

Es hat „nur“ acht Jahre gedauert, die Betriebserlaubnis für den Abschnitt zwischen Seifhennersdorf und Varnsdorf zurückzuerlangen. Ein Segen für die kleine Gemeinde. Doch auf diese positive Nachricht folgte zugleich eine noch viel überraschendere Meldung. Demnach soll der Bahnhof Seifhennersdorf eine zentrale Rolle als Verknüpfung zwischen zwei bisher bestehenden Zuglinien bekommen. 

Die Aussiger Region (Ústecký kraj) und der Freistaat Sachsen planen aktuell eine Verknüpfung der beiden bestehenden Zugverbindungen Deczin-Bad Schandau-Rumburk und Liberec-Zittau-Seifhennersdorf. Ziel ist eine durchgehende touristische Verbindung quer durch die Grenzregion.

Die Zugverbindungen rund um Seifhennersdorf
Die bestehenden Linien U28 (rot) und L7 (gelb) sowie die reaktivierungsfähigen Strecken (blau), die geplante Neubaustrecke (grün) und weitere aktive befahrene Strecken (grau).

Der bisher abgehängte Bahnhof Seifhennerdorf bekommt mit einem Schlag eine neue Rolle als Drehkreuz. Mit Abschluss der rund 4,5 – 5,5 km langen Neubautrasse nach Rumburk bestünde eine Direktverbindung von Děčín via Seifhennersdorf nach Liberec. Hinzu kommt der noch bestehende und reaktivierungsfähige Streckast von Seifhennersdorf nach Eibau sowie jener von Rumburk nach Ebersbach. Diese könnten (sofern der politische Wille groß genug ist) sinnvoll über den ebenfalls reaktivierungsfähigen Abschnitt zwischen Ebersbach und Löbau hinaus verlängert werden. Auch hier gab es auf sächsischer Seite bereits entsprechende Überlegungen im Zusammenhang mit der bestehenden Zuglinie Deczin-Rumburk.

Ob es eine oder mehrere Linien in der Grenzregion geben wird ist aktuell unklar. Fest steht jedoch, dass es auf Deutscher- und Tschechischer-Seite feste Absichten und erste Planungen gibt die Region zu verbinden. Es wäre zu wünschen, dass es so kommt wie beschrieben und der grenzüberschreitende Verkehr noch besser verzahnt wird.

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