Als Mobilitätsbegeisterter junger Mensch war es für mich eine besondere Freude, dieses Jahr zum ersten Mal die InnoTrans in Berlin zu besuchen. Als weltweit größte Leitmesse für Mobilität und Schienenverkehr bot sie einen faszinierenden Einblick in die Zukunft des Transports. Mein Fokus lag dabei auf den aktuellen Trends und Entwicklungen im Nah- und Fernverkehr. Hier möchte ich euch meine wichtigsten Beobachtungen und die Trends für die kommenden Jahre bis zur nächsten InnoTrans 2026 vorstellen.
Nachhaltige Konzepte stehen im Fokus
Ein deutlicher Trend war der verstärkte Einsatz nachhaltiger Materialien. Besonders auffällig war die zunehmende Verwendung von Holz in Verkehrsmitteln und Ausstattungsvarianten. Ein Highlight war hier die neue Straßenbahn für Bonn, die mit eleganten Holzelementen im Innenraum überzeugte.
Doch nicht nur die Innenräume werden nachhaltiger, sondern auch die Antriebe der neuen Zuggenerationen. Die Vielfalt der Antriebskonzepte bleibt beeindruckend. Neben klassischen Oberleitungssystemen lag ein starker Fokus auf Elektro-Akku-Konzepten, die sowohl über Stecker als auch Stromabnehmer geladen werden können. Auch Wasserstoff-Lösungen waren prominent vertreten, teilweise als reine Wasserstoffsysteme oder als Wasserstoff-Elektro-Hybride.
Im Güterverkehr dominierten Hybridantriebe. Die Palette reichte von Elektro-Verbrenner-Hybriden über Oberleitung-Akku-Hybride bis hin zu innovativen Wasserstoff-Elektro- bzw. Wasserstoff-Verbrenner-Hybrid-Konzepten.
Der Busverkehr wird elektrisch und flexibel
Ein klarer Trend, der sich auf der InnoTrans 2024 abzeichnete, ist die Elektrifizierung und nachhaltige Gestaltung des regionalen Busverkehrs. Dieser Wandel vollzieht sich unabhängig vom Ausbau der Infrastruktur und zeigt, dass die Branche entschlossen ist, den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen.
Besonders auffällig war die Dominanz elektrischer Antriebe im Bussektor. Die präsentierten Modelle überzeugten durch ihre Akkutechnologie und die Möglichkeit des autonomen Fahrens. Die Ladetechnik variierte zwischen CCS-Steckern und Stromabnehmern, was die Flexibilität der Systeme unterstreicht. Bei einer Demofahrt konnte ich mich persönlich von der Zuverlässigkeit und dem ruhigen Betrieb dieser Fahrzeuge überzeugen.
Ein weiterer Aspekt des nachhaltigen Nahverkehrs zeigte sich in den Lösungen für die „letzte Meile“. On-Demand-Services, die ohne festen Fahrplan operieren und dem Prinzip des Ruftaxis folgen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Diese Dienste, optimiert durch smarte digitale Lösungen, ermöglichen es Kunden, Fahrservices flexibel zu bestellen und tragen so zu einem effizienteren und kundenfreundlicheren ÖPNV bei.
Regional Schwerpunkte mit eigenen Konzepten in Asien
Die InnoTrans 2024 bot einen faszinierenden Einblick in die unterschiedlichen Schwerpunkte und Herangehensweisen verschiedener Länder im Bereich der Mobilität. Besonders interessant waren die wahrnehmbaren Unterschiede zwischen den Zügen verschiedener Länder und Zielgruppen. Antrieb, Konzeption, Ausrichtung und Ausstattung variierten stark je nach Einsatzgebiet und kulturellem Kontext.
Südkorea präsentierte sich etwa als Vorreiter in der Wasserstofftechnologie. Die Vorstellung einer Wasserstoff-Straßenbahn für eine koreanische Großstadt sowie Wasserstoff-Regionalzüge zeigte einen deutlich anderen Fokus als in Europa, wo der Schwerpunkt eher auf Elektromobilität und reinen Akku-Lösungen liegt.
China hingegen setzt voll auf Elektromobilität. Von PKWs über Züge bis hin zu Straßenbahnen und Bussen – alles basiert auf Elektro-Akku-Technologie. Besonders beeindruckend waren die unkonventionellen Ansätze, wie beispielsweise Fernverkehrszüge mit teilweise seitlicher Sitzanordnung und größeren Sitzabständen als in europäischen Zügen. Besonders innovativ war eine Straßenbahn mit Akku-Konzept, die ohne Schienen auskommt und sich mittels Markierungen und Sensoren auf der Straße orientiert.
Europäische Technologien für Nordafrika und den Orient
Ein Highlight am Stand von Siemens war die Präsentation des „ICE für Ägypten“. Der Hersteller liefert 41 Siemens Velaro-Hochgeschwindigkeitszüge für das neues 2000 Kilometer langes Zugnetz in Ägypten. Das Land setzt beim Aufbau stark auf europäische Technologien und übernimmt auch die traditionellen Oberleitungskonzepte, die in Deutschland etwa beim ICE zum Einsatz kommen.
Marokko und die Vereinigten Arabischen Emirate zeigten ebenfalls eine starke Präsenz mit eigenen Ständen. Zu sehen gab es die jeweiligen Schienenverkehrsnetzen, geplanten Strecken und Fahrzeugen. Auch hier orientierte man sich interessanterweise stark an europäischer Technik und Konzepten. Ähnlich wie in Ägypten vertraut man hier auf bekannte Hersteller aus unseren Breitengraden beim Auf- und Ausbau der eigenen Infrastruktur.
Mein persönliches Fazit
Die InnoTrans 2024 hat mir eindrucksvoll gezeigt, dass die Mobilitätsbranche mitten in einem tiefgreifenden Wandel steht. Diepräsentierten Innovationen, von nachhaltigen Antriebstechnologien über digitale Lösungen bis hin zu neuen Konzepten für den öffentlichen Nahverkehr, waren zahlreich. Im Netz wird viel über den Mobilitätswandel gesprochen, doch erst auf einer solchen Fachmesse wird einem wirklich das enorme Potenzial für eine umweltfreundlichere und effizientere Zukunft deutlich.
Die starke Präsenz von Themen wie Künstliche Intelligenz, autonomes Fahren und Elektrifizierung macht weiterhin deutlich, dass die Zukunft der Mobilität eng mit technologischen Innovationen verknüpft ist. Die Branche hat die Wege in die Zukunft bereits festgelegt und steckt bereits mitten im Wandel. Flexibilität, eine breite Elektrifizierung und regionale Spezifizierung werden künftig die beherrschenden Themen in Sachen Mobilität und ÖPNV sein.
Die kommenden Jahre werden zweifellos spannende Entwicklungen bringen, und ich freue mich schon jetzt darauf, bei der nächsten InnoTrans 2026 zu sehen, welche der heute präsentierten Innovationen sich durchgesetzt haben und welche neuen Ideen die Zukunft der Mobilität weiter vorantreiben werden.
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