S172-Ausbau im Dresdner Osten – Ein vergessenes Verkehrsprojekt

Das Konzept für die Umverlegung der S172 mit neuer S175 n

Im Dresdner Osten gibt es ein längst vergessenes Verkehrsprojekt: den Ausbau der S172. Dieses Vorhaben aus den frühen 2000er Jahren liegt direkt an der Stadtgrenze zu Heidenau und ist bis heute Teil des Verkehrsentwicklungsplans 2025+ (VEP 2025+). Doch es findet kaum öffentliche Beachtung, obwohl es eine echte Chance bietet.

Umverlegung und vierspuriger Ausbau der S172 nördlich der Ortschaften

Ziel des Projekts war es von Anfang an, den Durchgangsverkehr, vor allem den Schwerlastverkehr und den Pendlerverkehr, zu reduzieren und die Verkehrsverbindung zwischen Dresden Nickern und Heidenau auf eine durchgehende, vierstreifige Trasse auszubauen. Die bestehende Bundesstraße 172, die zwischenzeitlich zur S172 wurde, führt noch immer mitten durch die Ortsteile Großluga und Kleinluga in Dresden sowie Gommern in Heidenau. Dort belastet sie die Anwohner mit hohem Lärm, Luftschadstoffen und verkehrlicher Unsicherheit. Weiterhin bietet der enge Straßenquerschnitt keine Radverkehrsanlagen in dem Bereich, was zu unübersichtlichen und gefährlichen Verkehrssituationen für alle Verkehrsteilnehmer führt.

Im VEP 2025+ hält die Stadt Dresden Flächen für eine Umverlegung der S172 nördlich von Lockwitz, Großluga, Kleinluga und Gommern frei. Im ersten Schritt soll die neue Trasse den Ortsteildurchgang komplett vermeiden, um Belastungen für die Bevölkerung zu minimieren. Der vierspurige Ausbau würde nicht nur eine schnellere und leistungsfähigere Verbindung zwischen Dresden und Heidenau schaffen, sondern auch eine wesentliche Verbesserung der Luftqualität und der Lebensqualität in den betroffenen Wohngebieten ermöglichen.

Querspange Sporbitz / S175 n: Eine Chance für Gewerbe und Stadtentwicklung

Ergänzend zu dieser Umverlegung ist mit der sogenannten „Querspange Sporbitz“ oder auch S175 n ein weiteres wichtiges Projekt vorgesehen. Das interkommunale Gewerbegebiet Sporbitz zwischen Dresden und Heidenau leidet seit Jahrzehnten unter seiner schlechten verkehrlichen Anbindung und der dadurch erschwerten Entwicklung. Große Baulücken zeugen von ungenutztem Potenzial – obwohl in Dresden Gewerbegebiete zunehmend Mangelware werden.

Die geplante zweispurige Querspange sollte diese Erschließungslücke beheben. Sie verbindet den bestehenden Autobahnzubringer S175 mit dem Gewerbegebiet und überbrückt den als Barriere wirkenden Bahndamm. Damit würden nicht nur die Entwicklung des Gewerbegebietes und die wirtschaftlichen Chancen beider Kommunen gestärkt, sondern auch der Durchgangs-LKW-Verkehr aus dem Heidenauer Ortskern ferngehalten.

Warum blieb das Projekt bislang eine Vision?

Obwohl das Projekt seit den 2000er Jahren im VEP 2025+ verankert ist und Flächen dafür freigehalten werden, ist die Umsetzung bisher nicht erfolgt. Gründe dafür sind unter anderem:

  • Hohe Investitionskosten für den vierspurigen Straßenausbau und Umverlegungen.
  • Prioritäten im Stadtentwicklungs- und Verkehrsplanungskontext, die andere Projekte höher bewerten.
  • Komplexe Abstimmungsprozesse zwischen Stadt Dresden, Stadt Heidenau und dem Freistaat Sachsen.
  • Die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen waren über Jahre hinweg nicht ausreichend, um das Projekt aktiv voranzutreiben.

DIe S172: Eine Chance für den Dresdner Osten

Mit zunehmender Verkehrsbelastung, aktuellen Stadtentwicklungsbemühungen und wachsenden Nachhaltigkeitsanforderungen wird das Thema Umverlegung der S172 und die Querspange Sporbitz künftig an Bedeutung gewinnen. Vor allem die Entlastung der Ortskerne und die Förderung der regionalen Wirtschaft bieten klare Argumente für eine Wiederbelebung der Planungen. Auch wenn es heute noch bei einer Vision und Planung bleibt, sind die Voraussetzungen für eine mögliche Umsetzung geschaffen.

Die Anwohner in Großluga, Kleinluga, Gommern und Lockwitz sowie die Unternehmen im Sporbitzer Gewerbegebiet würden von einer Modernisierung der veralteten Verkehrswege profitieren. Intelligente, moderne und umweltfreundliche Lösungen könnten die alten Trassen ersetzen und die Ortsteile wieder näher zusammenbringen. Die freiwerdende alte Trasse der S172 könnte für die benötigten Radwege genutzt werden, ohne den Pendelverkehr einzuschränken.

Kartenmaterial im Titelbild © OpenStreetMap Mitwirkende